Ernährung
Eine calciumreiche Ernährung und eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr sowie reichliche körperliche Bewegung können
einem gesteigerten Knochenabbau entgegenwirken und den Betroffenen mehr Lebensqualität geben. Besonders in der
Prävention der Osteoporose spielen Ernährungsmaßnahmen eine wichtige Rolle. Von großer praktischer Bedeutung ist
die Vermeidung von Untergewicht. Des Weiteren ist die Versorgung mit Calcium wichtig, die sowohl bei Jugendlichen
als auch Senioren häufig unzureichend ist.
Neu ist das Krankheitsbild der Osteoporose nicht. Es wurde früher als unabwendbare Alterserscheinung, nicht als Krankheit, eingestuft.
Die Osteoporose gilt heute als eine der wichtigsten "Volkskrankheiten" mit überwiegender Manifestation in der 2. Lebenshälfte.
In Deutschland leiden etwa 6 bis 8 Millionen Menschen an dieser Krankheit. Durch die steigende Lebenserwartung nimmt die Zahl der an Osteoporose Erkrankten ständig zu. Osteoporose tritt am
häufigsten bei älteren Frauen nach der Menopause auf. Die hormonelle Umstellung in dieser Lebensphase hat einen
wesentlichen Einfluss darauf. Auch bei Männern verringert sich mit zunehmendem Lebensalter die Knochensubstanz.
Die Ursache wird als ein multifaktorielles Geschehen vor dem Hintergrund einer genetischen Disposition gesehen.
Einige weitere Risikofaktoren, die den Knochenverlust begünstigen, sind: Fehl- oder Mangelernährung (Unterversorgung
mit Calcium, vor allem in jungen Jahren), Hormonmangel (menopausal eintretende verminderte östrogenproduktion) und
Bewegungsmangel. Selten liegt einer Osteoporose als Ursache eine organische Erkrankung zugrunde. Diagnostiziert wird
die Osteoporose durch eine Knochendichtemessung (BMD = bone mineral density).
Der Knochen ist ein lebendiges Gewebe, das ständigen Umbauprozessen unterliegt. Innerhalb von 5 Jahren wird die
Hälfte des Knochengewebes erneuert. Im Kindes- und Jugendalter überwiegt der Knochenaufbau, im jungen und mittleren
Erwachsenenalter liegt eine ausgeglichene Bilanz vor. In der Regel ist im Alter von 30 Jahren die optimale Knochendichte
erreicht. Im dritten Lebensabschnitt überwiegen häufig die Knochenabbauprozesse. Eine Unterversorgung mit Calcium
in jungen Jahren geht im Alter immer mit einem über der Norm liegenden Knochenabbau und einer gesteigerten Knochenbrüchigkeit
einher. Der Verlust ist zumindest in Teilen reversibel, da auch Senioren bei entsprechenden Maßnahmen noch Knochenmasse
aufbauen können.
Eine Optimierung der maximalen Knochenmasse in jungen Jahren sowie eine Minimierung der Knochenabbaurate im Alter
sind wichtige Zielvorgaben zur Vorbeugung einer Osteoporose. Ein schlanker Habitus und die damit einhergehende geringe
Körper- und Muskelmasse stellen einen wichtigen Risikofaktor der Osteoporose dar. Besonders betroffen sind junge Frauen
mit Essstörungen (Magersucht), aber auch mangelernährte geriatrische Patienten. Der Knochenmineralgehalt ist
weiterhin bei einer Unterversorgung mit Calcium vermindert. Hierdurch wird der Knochen brüchiger. Dem kann durch
ausreichenden Verzehr calciumreicher Lebensmittel vorgebeugt werden. Für die optimale Hö;he der Calciumzufuhr
existiert ein altersabhängiger Schwellenwert. Wird dieser Wert überschritten, hat das keine zusätzliche positive
Wirkung auf die Calciumbilanz oder den Knochenmineralgehalt. Vielmehr wird der Überschuss mit dem Stuhl und in
geringem Maße mit dem Harn wieder ausgeschieden.
Die empfohlenen Referenzwerte für die Zufuhr an Calcium liegen pro Tag bei:
Jugendlichen (15 bis 19 Jahre)
Erwachsenen
1.200 mg
1.000 mg
Mit einer täglichen Verzehrsmenge von 2 Scheiben Edamer (50 g), 1 Becher fettarmem Joghurt
(150 g), 1 Glas fettarmer Milch (150 ml), 1 Portion Brokkoli (200 g) und ½ l calciumhaltigem Mineralwasser kann die empfohlene Zufuhr von 1 000 mg Calcium für den gesunden Erwachsenen erreicht werden.
Zu beachten ist hierbei, dass eine unzureichende Versorgungslage an Vitamin D, die besonders häufig bei Senioren
festgestellt wird, die Calciumausnutzung aus dem Darm verschlechtert. Darüber hinaus führt ein Vitamin-D-Mangel zu
einem verminderten Muskeltonus sowie zu herabgesetzter Muskelkraft. Hierdurch ist das Risiko zu stürzen, erhöht.
Eine adäquate Vitamin-D-Versorgung kann die Frakturrate verringern. Neuerdings wird auch diskutiert, dass eine
unzureichende Vitamin-K-Versorgung das Osteoporoserisiko steigert.
Ernährungsempfehlungen für die Praxis
Auf eine bedarfsgerechte Energie- und Proteinzufuhr ist zu achten. Untergewicht ist zu meiden, Reduktionsdiäten sollten nur bei ernährungsmedizinischer Indikation durchgeführt werden.
Erforderlich ist eine calciumreiche Ernährung mit 1 200 bis 1 500 mg Calcium pro Tag. Fettarme Milch und Milchprodukte sind in jedem Lebensalter gute Calciumlieferanten.
Bevorzugt calciumreiches Gemüse wie Brokkoli, Fenchel, Grünkohl und Lauch verzehren. Kohlgemüse, grüne Blattgemüse sowie Kopfsalat sind ebenfalls gute Lieferanten für Vitamin K. In der Praxis ist auch die Verzehrsmenge eines Lebensmittels zu berücksichtigen. So trägt beispielsweise Petersilie, trotz ihres hohen Calciumgehalts, aufgrund geringer Verzehrsmengen, kaum zur Calciumversorgung bei.
Calciumhaltige Mineralwässer (> 150 mg Calcium/l) können ebenfalls zur Bedarfsdeckung beitragen. Empfehlenswerte Getränke sind auch mit Calcium angereicherte Fruchtsäfte. 3-4 Tassen Bohnenkaffee können täglich getrunken werden. Ein darüber hinausgehender Kaffeekonsum steigert die Calciumausscheidung über die Nieren.
Speisen können auch mit Magermilchpulver angereichert werden (z. B. gebundene Suppen, Soßen, Cremes, Kartoffelpüree). 10 g Magermilchpulver enthalten 130 mg Calcium. Bei Milchzuckerunverträglichkeit ist der DGE-Beratungs-Standard "Laktoseintoleranz" zu berücksichtigen.
Die Calciumzufuhr sollte auf mehrere Mahlzeiten über den Tag verteilt werden. Insbesondere ist auf eine calciumreiche Spätmahlzeit zu achten, da hierdurch die nächtlichen Knochenabbauprozesse reduziert werden können.
Bei älteren Menschen ist eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr sicher zu stellen. Durch den Verzehr von 2 Fischmahlzeiten pro Woche ist eine ausreichende Vitamin-D-Zufuhr möglich. Fettreiche Seefische wie Hering, Lachs, Makrele, Heilbutt, Sardine und Tunfisch sind wegen ihres höheren Vitamin-D-Gehaltes unter Berücksichtigung der im Rahmen der Gesamtkost angelieferten Energiemenge zu bevorzugen.
Auch auf genügend Bewegung, möglichst im Freien, ist zu achten. Durch die Einwirkung von Sonnenlicht auf die Haut kann der Körper Vitamin D bilden, das für die Calciumaufnahme im Körper wichtig ist. Bewegung kräftigt nicht nur die Muskulatur, sondern stimuliert auch den Knochenaufbau. Eine Vitamin-D-Substitution ist nur auf ärztliche Verordnung vorzunehmen.
Die Kochsalzaufnahme ist auf 5 bis 6 g pro Tag zu beschränken, da Natriumchlorid dosisabhängig die Calciumverluste über die Niere erhöht. Salzreiche Lebensmittel wie gepökelte, geräucherte Fleischerzeugnisse, gesalzene Nüsse oder Salzgebäck sind zu meiden. Wenn Salz verwendet wird, dann jodiertes Speisesalz.